Von Ausblicken und Einblicken


                                                                          
„Habe nun ach! […] durchaus studiert mit heißem Bemühn“
(frei in Anlehnung an Goethe, Faust I)


Ja, da steh‘ ich nun - oder besser gesagt sitze ich - im Vorzimmer der Bereichsleitung für Forschung & Entwicklung der ThyssenKrupp Aufzugswerke in der Nähe von Stuttgart. In Neuhausen auf den Fildern um genauer zu sein, ca. 30 Minuten von Stuttgart entfernt. Das Fenster meines Büros erlaubt einen sehr schönen Blick über die idyllische „Filderlandschaft“, jetzt im Februar mit glitzerndem Puderzuckerschnee bedeckt.

Ganz anders war mein Ausblick vor etwa einem Jahr von meinem kleinen Studentenzimmer im Heinrich-Heine-Haus in Paris. Dort verbrachte ich im Rahmen des trinationalen Studiengangs der HTW Dresden unter dem Dach der DFH ein knappes halbes Jahr meiner Studienzeit und hatte direkten Blick und den geballten Lärm der Pariser Stadtautobahn – die dreispurige „Autoroute du Soleil“. Ein viel zu romantischer Name für diese lärmende Blechkolonne, die mir morgens den Schlaf raubte. Nun, der schöne und altehrwürdige Park der Cité Universitaire und die tolle Zeit, die ich mit meinen Studienkolleginnen und –kollegen in Paris verbrachte, tröstet über dieses kleine Übel hinweg.

In unserem 2-er Zimmer im Studentenwohnheim in Moskau, das sich unweit der Metro im Hinterhof einer kleinen Seitenstraße verbarg, konnte ich dafür mitten in der Stadt die Ruhe genießen – sofern es meine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zuließen. Mit 60 weiteren Personen auf einem Flur zu leben, ergab manchmal eine sehr interessante Geräuschkulisse. Zumindest wurde es einem bei soviel Gesellschaft niemals langweilig.

Nun sitze ich hier im Aufzugswerk der Thyssen Krupp GmbH und mache mir Gedanken darüber, wie andere Menschen möglichst bequem den Ausblick von hohen Gebäuden optimal genießen können. Damit schließt sich der Kreis wieder. Im Rückblick ist eines sicher: Ich würde so ziemlich alles an Mephisto verkaufen, um alles genau so wieder erleben zu können.

 Yvonne Teufel, 25.02.2013

 
Yvonne Teufel ist Absolventin des Masterstudiengangs International Business der HTW Dresden und studierte im integrierten postgradualen Studiengang der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) European Master in International Management (France – Germany – Russia), einem Studiengang mit dreifachem Abschluss. In diesem Rahmen absolvierte sie einen Studienaufenthalt in Paris und in Moskau. Seit Ende 2012 arbeitet sie als Fachreferentin der Bereichsleitung Forschung & Entwicklung bei ThyssenKrupp und eine Promotion im Bereich Innovationsmanagement ist in Planung. Hierzu und auf Grund ihres Profils und Werdegangs wurde sie in wiwi-TALENTS, das Hochbegabtenprogramm der WiWi-Media AG, aufgenommen. Ziel des Programms ist es, im deutschsprachigen Raum die besten Nachwuchskräfte aus dem wirtschaftswissenschaftlichen Bereich zu fördern und gezielt bei ihrer Karriere Planung zu unterstützen. Zum Wintersemester 2012/13 wurden von über 100 Bewerbern 18 ausgewählt.    
Félicitations !
Prof. Dr. Brigitte Favrot


 

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