Ein deutsch-französischer Dialog in der Musik


Ein musikalischer Apéro mitten in Berlin – Impuls neue Musik bringt ein bisschen Frankreich in die deutsche Musikwelt und dazu gehört selbstverständlich auch der Apéro als eine sehr französische Gepflogenheit. Sophie Schricker erzählt begeistert von der Reihe Apéro-concerts des Kammerensembles Neue Musik, eines der von Impuls mitinitiierten und geförderten Projekte. Jedes der moderierten Konzerte ist einem anderen Komponisten, der auch anwesend ist, gewidmet. Man spürt bei Sophie Schricker das Feuer und die Faszination, die sie selbst als unabdingbar für die kulturelle Szene hält; ohne Begeisterung bleibe alles nur eine leere Hülle, so Schricker.
Heute ist Sophie Schricker Leiterin von Impuls neue Musik; ihre Anfänge liegen aber nicht in der Musik, sondern in der Literatur. Sie absolvierte zunächst ein Romanistik-Studium in Freiburg und Berlin und schrieb anschließend ihre Maitrise über den französischen Schriftsteller und Sprachspieler Georges Perec in Paris.



Sophie Schricker, Leiterin des Deutsch-französischen Fonds für zeitgenössische Musik / Impuls neue Musik und Korrespondentin für Klassik beim Bureau Export de la musique in Berlin.


Danach arbeitete sie in fast allen Branchen: als Redakteurin bei Lettre international, in der Filmbranche als Übersetzerin und Lektorin von Untertiteln, bei ECM Records, um sich schließlich mit dem eigenen Festival Shared Sounds ganz der Musik zu widmen. Dabei entwickelte sie ihre Begeisterung für zeitgenössische Musik und brachte diese zusammen mit Jazz auf die Bühne. Seit 2011 ist sie bei Bureau Export de la musique Korrespondentin für Klassik und Leiterin von Impuls neue Musik. Auch wenn sie durch Zufall in diesen Bereich kam, schließt sich für sie hier der Kreis, denn bereits als Literaturstudentin in Paris zog die zeitgenössische Musik sie an: „Mir gingen Augen und Ohren auf, als ein Freund mich das erste Mal zu einem Konzert in die Cité de la musique mitnahm und ich Boulez und das Ensemble intercontemporain erlebte.“
Was ihr damals kein Begriff war, ist heute ihr Alltag. Impuls neue Musik wurde 2009 gegründet, um zeitgenössische Musik beider Länder sowie den Austausch zwischen deutschen und französischen Musikern zu fördern. Die Bandbreite unterstützter Projekte reicht dabei von Auftragswerken über Festivals bis hin zu einzelnen Konzerten, wobei die deutsch-französische Zusammenarbeit im Vordergrund stehen muss.
Ziel ist es, in der Musik eine enge Kooperation zwischen deutschen und französischen Musikern zu ermöglichen: „Es gibt bestimmte Sprachen und bestimmte Schulen in den jeweiligen Ländern, und auch wenn es international geprägte künstlerische Systeme sind, gibt es dennoch Unterschiede, so dass wir durchaus noch Brücken bauen können und müssen.“ Diese Brücken werden durch Impuls neue Musik unterstützt, und so entstehen immer mehr Orte, an denen die deutsche und französische Musik aufeinandertreffen.
Doch wer kann sich denn nun womit um eine finanzielle Unterstützung bei Impuls neue Musik bewerben? Neben der künstlerischen Qualität ist es wichtig, dass es „ein echtes Austauschprojekt“ ist. Sophie Schricker verdeutlicht noch einmal, dass der Fonds aus der Idee entstanden sei, dass „das Verständnis zwischen Deutschen und Franzosen oft immer noch schwierig ist und es durchaus ästhetische Unterschiede gibt“. Wichtig sei es, sich dem Anderen zu öffnen und sich damit auseinanderzusetzen; genau dies soll im Rahmen der Impuls-Projekte geschehen: „Dazu gehört auch, dass sich Menschen begegnen“. Zum Beispiel ein deutsches und ein französisches Ensemble, die ein deutsch-französisches Programm, häufig auch mit den jeweiligen Komponisten, erarbeiten, und dann idealerweise in Deutschland und Frankreich das Programm uraufführen. Genau hier werden also Grenzen aufgebrochen und die Brücken gebaut, die uns die Musik des jeweils anderen Landes näher bringt.
Doch wo sind denn eigentlich die Unterschiede in der Musik? Bleibt Musik nicht Musik? Vielleicht hört ein Laie keine Unterschiede, das heißt aber nicht, dass es keine gibt. Sophie Schricker veranschaulicht, inwiefern allein die Ausbildung oder auch das politische Kulturverständnis zu Unterschieden in der Arbeitsweise des jeweils anderen Landes führt: „In Frankreich gibt es viele sehr gute zeitgenössische Musikensembles, die mithilfe einer Strukturförderung durch den Staat und durch private Institutionen, wie die SACEM, die Möglichkeit haben, Programme für eine ganze Saison zu planen und sich auf ein bestimmtes Repertoire zu spezialisieren. Da dies in Deutschland nicht der Fall ist, sind die Ensembles dazu gezwungen, in singulären Projekten zu denken, innovative Konzepte zu erarbeiten, um oft einmalige Projektförderung zu bekommen. Beides hat Vor- und Nachteile.“
Vielleicht könnt ihr ja mit diesem Wissen Unterschiede in der Musik feststellen. Schaut einfach mal bei den Projekten von Impuls neue Musik vorbei und macht den Test oder taucht ein in die deutsch-französischen Klänge!

Mehr Infos findet ihr auf der Internetseite: www.impulsneuemusik.com.

Clara Kopfermann

Commentaires